DIe Nutzung der GesamtHeit Menschlicher Kompetenzen

"In ihrer Einseitigkeit ist die Technik dem Menschen überlegen, das gilt gleichermaßen für den Faustkeil und die Apollo-Mondrakete. An seine Vielseitigkeit jedoch reicht sie nicht heran. Bislang jedenfalls nicht."

Armin Grunwald, Der unterlegene Mensch.

Sowohl am Abend der eigentlichen Theateraufführung als auch im digitalen Forschungslabor, versuchen wir alle Bereiche der menschlichen Intelligenz zu aktivieren und aus ihnen die Vision einer künstlich-intelligenten Utopie-Zukunft zu entwickeln.

 

Kognitiv steht die permanente Auseinandersetzung mit den Themenkomplexen KI vs. Mensch, Big Data, Social Scoring und künstlich-intelligenter Zukunftsgestaltung sowohl im Vorfeld, während der Proben, am eigentlichen Theaterabend und im Nachhinein im Vordergrund. Beispielsweise soll die Textfassung aus einem Zusammenspiel zwischen Datengenerierung, persönlichen Erfahrungen, frei gestalteter Improvisationsspielräume und einer linearen Erzählstruktur entstehen.

 

Sensomotorisch wollen wir am Theaterabend die Zuschauer durch das multimediale Bühnenbild auf eine künstlich-intelligente Zukunft einstimmen. Die virtuelle „Game-Welt“, die Rechenleistung und Entscheidungsstruktur der KI, die Datenrecherche zu gesellschaftlichen Vorlieben und Abneigungen und die Live-Schaltung zur Online-Community werden auf unterschiedlichen Projektionsflächen im Bühnenraum visualisiert. KI, Live-Musiker und Zuschauer sind Bestandteil des Bühnenbildes indem sie, in eigens für sie kreierten Blackbox-Abteilen, sitzen.

Kostümtechnisch heben wir unseren Hauptcharakter von den ihm gegenüber gestellten künstlich-erzeugten Avataren der Game-Welt hervor. Visuell besonders spannend ist die so entstehende Gegensätzlichkeit zwischen der Körperlichkeit des Hauptcharakters versus immaterieller Anwesenheit der KI auf der Bühne. Video, Licht, Farben, Projektionen, Voice-Over, künstlich-erzeugte Musik und KI-gesteuerte Duftquellen kreieren die „Utopia-Game-Welt“.

 

Für den sozialen Aspekt der menschlichen Intelligenz, steht in unserem Forschungslabor und am Theaterabend die interaktive Auseinandersetzung zwischen Zuschauern, digitalen Zuschauern, Darstellern und der Rechenmaschine. Vor- während und nach der Vorstellung gibt es durch eine eigens geschaffene Online-Plattform die Möglichkeit, sich an der Theateraufführung zu beteiligen, Teil der Online-Community zu werden und den Theaterabend live mitzubestimmen. Durch Datenerhebung am Theaterabend und der Nutzung dieser Daten in der Vorstellung wird ein Improvisationsspielraum für die Darsteller geschaffen, denn sie müssen sich je nach Vorlieben des gerade anwesenden Publikums auf neue Wege einlassen. Hinzu kommen dann noch die aus den Zuschauer-Daten künstlich-berechneten Wahrscheinlichkeiten und Utopie-Vorstellungen der KI für das kollektive Gesellschaftswohl.

 

Schlussendlich ist es unser Ziel, den Diskurs um KI und Big Data auch im Nachhinein emotional bei den Zuschauern und der Online-Community zu verankern, so dass sich jeder Beteiligte immer neu die Frage, „Wie will ich leben?“ stellt. Das Forschungslabor und der daraus entstehende Theaterabend sollen als Grundlage für eine weiterführende Diskursplattform dienen.