Game-Ästhetik und Spielcharakter am Theaterabend

Um unser Forschungslabor sowohl an die momentane Realität sowie auch an die künstlich-intelligente Zukunftsutopie anzubinden, haben wir beschlossen, uns ästhetisch auf den Typus „Game“, zu fokussieren. Am Theaterabend wird es die zwei Inhaltsebenen Wirklichkeit und Spielwelt geben.

 

Der Spieler wünscht sich von seiner KI eine Stunde Entspannungsgame, nennen wir es hier „Utopia“. Die KI kreiert „Utopia“ nach sämtlichen Vorlieben des Spielers, baut verschiedene Aufgaben und Aktivitäten wie beispielsweise ein Date, einen Shopping-Trip und ein Schaumbad ein. Diese Level meistert man durch das Sammeln von Punkten (z.B. Sozial-Punkte - wie verhält man sich einem Mitspieler gegenüber, oder Kreativ-Punkte für die Erstellung eines kurzen Gedichtes). Um den Sprung ins nächste Level zu schaffen, müssen Challenges erfüllt werden. Punkte erhält man sowohl durch die KI, als auch durch die Bewertung der Mitspieler, die einen zudem sozial in der Gaming-Community ranken können.

Ziel von „Utopia“ ist die „perfekte Entspannung“, die man durch das Sammeln von möglichst vielen Punkten, dem Meistern der Levels und dem Sieg gegen den Endgegner (die KI) erreicht. Hinzu kommen die sich permanent steigernde Schwierigkeit und Geschwindigkeit. Zusätzlich generiert die KI vermehrt starke Sinneseindrücke, um den Menschen perfekt zu entspannen. Er wünscht sich ein Vanillearoma – bekommt er. Wenn nötig immer mehr davon. Falls der Spieler den Wunsch nach Gesellschaft äußert gibt es natürlich die Möglichkeit sich mit künstlich-intelligenten Mitspielern zusammenzutun.

Wir haben also sowohl auf der Bühne, in der Unterscheidung zwischen Spielwelt und gespielter Welt, als auch in der Theateraufführung an sich eine Gamestruktur.

 

Das Forschungslabor bzw. der Theaterabend wird zum Spiel für den Zuschauer, das er durch den Besuch der Vorstellung oder dem Beitritt in die Online-Community spielen kann. Die Online-Community hat zudem das Ziel, den Spieler an sich zu binden, so dass der Kontakt bzw. Diskurs auch nach dem eigentlichen Spiel/ der Theatervorstellung fortbesteht. Entscheidend ist zudem die ständige Möglichkeit der Partizipation und der Einflussnahme auf das Spiel durch die Online-Community und den Live-Zuschauer. „Utopia“ lebt nur vom sogenannten Scoring durch die Zuschauer (die Gesellschaft) und speist seinen Verlauf wiederum durch die Generierung seiner Daten aus den Zuschauern (der Gesellschaft).

 

Der Ausgang des Forschungslabors und des Theaterabends an sich sind ungewiss. Das Forschungslabor hat ja den fortlaufenden Diskurs zum Ziel und das Ende der jeweiligen Vorstellung wird tagesaktuell durch das Ablaufen der Zeit, bzw. dem Live-Ticker („eine Stunde Entspannung“) entschieden. Auf welchem Entspannungslevel sich der Spieler gerade befindet und welche nächsten Aktivitäten die KI gerade berechnet, hängt jeweils von Zuschauern, der Online-Community und tagesaktuellen Geschehnissen ab.